Guten Morgen,
während die vermeintlichen Verhandlungen zwischen Trump und Putin heute in einem direkten Gespräch resultieren, macht sich Europa für den Bruch bereit. Viel Geld ist in der Tat vonnöten, um die Lücke aufzufüllen, die Amerikas Weggang von der NATO für uns bedeutet. Dazu einige Links heute.
Viele Grüße
Gerald
Ukraine und Sicherheitspolitik
Die subjektiv interessantesten sicherheitspolitischen Links der letzten Tage
„Das passiert, wenn man Barbaren beschwichtigt“ – Putin eskaliert nach Trump-Aussagen
Salon, 8. März 2025
Nur Stunden nachdem Donald Trump behauptete, es sei „vielleicht einfacher, mit Putin als mit der Ukraine umzugehen“, feuerte Russland eine neue Welle von Raketen und Drohnen auf ukrainische Städte – Dutzende Zivilisten starben. Polens Premier Donald Tusk reagierte scharf: „Das passiert, wenn man Barbaren beschwichtigt. Mehr Bomben, mehr Aggression, mehr Opfer.“ Tatsächlich ist Putins aktuelle Bilderbuch-Eskalation ein Musterbeispiel, warum Pazifismus gegenüber Russland nicht funktioniert.
„We will never return“ – Tata Kepler vor dem Europaparlament
LinkedIn, 14. März 2025
Die ukrainische Aktivistin und Freiwillige Tata Kepler sprach im Europaparlament über die Grausamkeiten, die Russland in der Ukraine verübt.
Mit sehr bewegenden Worten machte sie klar, dass niemand, der diesen Krieg erlebt hat, je zur Normalität zurückkehren wird: "We can come home. We can come back. But we will never return. This will stay with us forever."
Polen rüstet sich – und denkt über Atomwaffen nach
Politico, 8. März 2025
Polen könnte sich bald an der Frontlinie des nächsten großen Krieges wiederfinden – und zieht Konsequenzen:
5 % des BIP für Verteidigung
Verdoppelung der Armeegröße
Milizensystem zur militärischen Grundausbildung für alle Freiwilligen
Beginn einer ernsthaften Debatte über eigene Atomwaffen
Gerade Punkt 3 zeigt: In einer Welt ohne feste Regeln sucht Sicherheit nach Atomwaffen. Und wenn Amerika als Partner ausfällt, baut man eben eigene. Die globale Nichtverbreitungsnorm dürfte ziemlich tot sein.
Diese ziemlich wichtige Diskussion mit der F-35
Defence Network, 6. März 2025 / Aviationist, 10. März 2025
Eine ziemlich bezeichnende Diskussion über den Riss in der NATO-Allianz dreht sich um den Tarnkappenjet F-35. Es ist DAS Rüstungsprojekt der NATO überhaupt. 400 der hochmodernen Jets sollen in NATO Staaten bis 2030 fliegen (tausende in den USA). 40 Stück hat die Bundeswehr letztes Jahr geordert - zum Preis von 8,3 Milliarden Dollar. Das Teil ist richtig wichtig.
Nun bricht sich seit Tagen eine Diskussion ihren Weg, die in Europa massive Sorgen vor einem “Kill-Switch” erweckte. Einem ferngesteuerten Ausschalter aus den USA, der sie im Konfliktfall lahmlegen könnte. In Europa wächst die Sorge vor noch größerer Abhängigkeit, weil die F-35 den Kern vieler europäischer NATO Luftflotten der nächsten 40 Jahre bildet.
Der Schweizer Luftwaffenchef Divisionsgeneral Merz hält die Kritik für unbegründet, weil die F-35 unverzichtbar sei: „Es gibt weltweit kein Kampfflugzeug, das der F-35 das Wasser reichen kann.“ Europa sei technologisch ohnehin von den USA abhängig. Das Ganze ist für ihn too big too fail. Und die technologische Abhängigkeit ohnehin gegeben. Hier geht’s zum Artikel.
Der Aviationist beschreibt hier die Gegenposition. Zwar gebe es wahrscheinlichh keinen “Kill Switch”, also keinen ferngesteuerten Schlüssel für die F-35. Aber definitiv eine sehr tiefe Systemintegration aus Millionen Lines Code, Service und Maintenance und Logistik. Die F-35 ist ein Hightech-Jet, der ständige Updates aus den USA braucht. Will und kriegt man das nicht, ist die F-35 unbrauchbar. Hier geht’s zum Artikel.
Portugal hat nun übrigens Abstand von der F-35 genommen. Es begründete die Entscheidung mit der Notwendigkeit, "die Berechenbarkeit unserer Verbündeten" bei Entscheidungen über die Beschaffung von Rüstungsgütern zu berücksichtigen. Klingt schlau. Kanada überlegt. Hier geht’s zum Artikel.
Europa immer abhängiger von US-Waffen
ZDF, 10. März 2025
Und wo wir gerade beim Thema sind: Die Abhängigkeit europäischer Staaten von US-Waffen wächst rapide. Laut SIPRI haben sich die US-Waffenimporte Europas (inkl. Ukraine) zwischen 2020 und 2024 mehr als verdreifacht.
Erstmals seit 20 Jahren ist Europa der größte Abnehmer von US-Rüstungsgütern. Doch mit Trumps neuer Außenpolitik wächst die Angst: Was, wenn die USA ihre Waffenlieferungen stoppen?
Kaputt gespart
Wer sich im Zuge der Schuldenaufnahme für Rüstungsprojekte über unsere nimmersatte Bundeswehr auftregt, sollte sich das nachfolgende Diagramm gut anschauen. Es zeigt die Vorräte in wichtigen Kampfsystemen im Jahr 2004, heute und wie lange es dauert, bis wir wieder auf dem Stand von 2004 wären. In wesentlichen Bereichen ist Deutschland nicht dort, wo es sein sollte.
Das war meine kurze Sicherheitspolitik-Presseschau für heute. Wer diesen Newsletter weiterempfehlen mag: Sehr gerne.
Слава Україні!,