Ukraine Bookmarks 832
Neue Bellonas Ukraine Leseliste am 832. Tag des Ukraine Kriegs (5. Juni 2024)
⚔️🇺🇦 #UkraineBookmarks ist eine kuratierte und kommentierte Liste von Links zum Ukraine Krieg, die ich aktuell lesenswert finde und teilen möchte. Ukraine Bookmarks ist eine Art bewerteter Mini-Presse-Reader zum schlimmsten und wahrscheinlich folgenreichsten Krieg in Europa seit 1945 mit den subjektiv lesenswertesten Posts dazu.
Guten Morgen!
auch heute wieder meine schnelle Ukrainekrieg Presseschau der letzten Tage und Wochen. Wie immer gilt: Alles ist im Fluss und kann morgen wieder anders sein. Aber die unten stehenden Links haben mich in den letzten Tagen neben den “großen Nachrichten” schlauer gemacht.
Слава Україні 🇺🇦
Gerald
P.S. Diesen Newsletter teilen ist explizit erlaubt
Ukraine
1. “The Russian Momentum is Back”
Österreichisches Bundesheer, 28. Mai 2024
Oberst Markus Reisner vom Österreichischen Bundesheer erklärt die Lage an den ukrainischen Frontlinien. Gewohnt unaufgeregt und kompetent. Wenn auch nicht zwingend nur mit positiven Nachrichten aus ukrainischer Sicht.
2. “Was die Ukraine verloren hat”
NY Times, 13. Mai 2024
210.000 Gebäude, 708 Schulen, über 100 Kirchen und Synagogen - die New York Times wertet die Zerstörungen in der Ukraine in einem verstörenden Online Special aus. Die Zerstörungen durch Putins Mordmaschine sind tatsächlich schrecklich. Und sie beenden die Geschichte ganzer Orte, die uralt sind und ganze Weltkriege überlebt haben. Von den Communities dahinter gar nicht zu sprechen.
3. Der Tag, an dem die Ukraine ihre Atombombe abgab
Wikipedia
Vor fast exakt 28 Jahren, am 1. Juni 1996, verlor die Ukraine ihren Status als Atommacht. Im Budapester Memorandum vom Dezember 1994 hatte Russland der Ukraine Sicherheit vor äußerer Einmischung versprochen, wenn diese im Gegenzug ihr Atomwaffen-Arsenal zurücktransferiert, das es von der Sowjetunion geerbt hat. Die Ukraine hielt ihren Teil des Deals ein. Russland nicht. Ein katastrophales Beispiel, zu welchen Folgen atomare Abrüstung gegenüber einem atomar gerüsteten Gegner nicht folgen sollte, der sicher noch viele Nachahmer-Staaten nach sich zieht. Regel: Wer die Bombe hat, überlebt.
4. Die Schlinge um die Krim zieht sich enger
Politico, 31. Mai 2024
Ungeachtet großen Stresses bei Charkiv und im Donbass: Auf dem riesigen Territorium, in dem aktuell Krieg geführt wird, gibt es Bereiche, in denen die Ukraine mehr in Schwierigkeiten ist und in anderen eben nicht so sehr. Letzteres ist vor allem rund um das Azowsche Meer und die Krim selbst der Fall. Denn die Ukraine wendet dort die Strategie an, die schon den Fall von Kherson 2022 bewirkt hat: Man kappe alle Brücken, Versorgungstrassen und Nachschubwege rund um eine sonst nicht versorgbare Halbinsel - und warte auf den richtigen Moment. Hier ist Russland klar unter Druck.
5. “Wenn Putin sieht, kommt der größte Genozid seit dem Holocaust”
Telegraph, 31. Mai 2024
Karolina Hird fasst im Telegraph den Preis der russischen Besatzung durch normale Ukrainer:innen zusammen. Fazit: Es gibt keinen Frieden mit einem siegreichen Russland. Denn jeder russische Sieg wird zu massiven Folterungen, Verschleppungen, Morden und Assimilationsversuchen führen. Fast 20.000 Kinder wurden nachvollziehbar bereits verschleppt. Jeder russische Sieg würde diese schreckliche Situation noch schlimmer machen: “Wir müssen dieser Realität ins Auge sehen und aufhören, leichtfertig von „territorialen“ Zugeständnissen zu sprechen, um „die Kämpfe zu beenden“, ohne uns mit den Schrecken zu konfrontieren, die solche Zugeständnisse den in diesen Ländern lebenden Menschen zufügen werden.”
6. Wie ein ukrainischer Sieg aussähe
Foreign Affairs, 21. Mai 2024
Eine Herausforderung des westlichen Engagements in der Ukraine ist, dass es keine klar formulierte Siegbedingung gibt. Die Autoren dieses Artikels argumentieren, dass die Ukraine nicht nur militärische Unterstützung, sondern eine klare, langfristige Strategie für den Sieg benötigt. Der Westen muss sein Ziel in der Ukraine klar als einen entscheidenden ukrainischen Sieg und eine russische Niederlage formulieren. Zu den spezifischen Zielen der Ukraine gehören die Rückeroberung aller international anerkannten Gebiete, die Rückkehr von Kriegsgefangenen und entführten Bürgern, die Verfolgung von Kriegsverbrechern und die Sicherstellung von Entschädigungen. Um dieses Ziel zu erreichen, solle der Westen konsistent auf hohem Niveau Waffen liefern und die ukrainische Verteidigungsindustrie unterstützen.
7. Lücken im russischen Frühwarnsystem?
The Warzone, 24. Mai 2024
Selbst als genereller Optimist fand ich das hier eher weniger gut. Und ich hoffe, dass alle Beteiligten, wissen, was sie da tun. Russland umringt sich mit einem Kette “großer” Radargeräte, die ballistische Atomraketen, v.a. aus den USA, aufspüren können. “Woronesch-DM” heißt diese spezielle und seltene Variante eines Langstreckenradars, von denen es nicht viele gibt. “Woronesch-DM” scheint aber für den Ukrainekrieg zweckentfremdet worden zu sein, weshalb die Ukraine zwei dieser Radarstellungen angriff und mindestens eine ausnknipste. Heißt: Da klafft wohl gerade ein großes Loch in der atomaren Frühwarnfähigkeit Russlands. Und das ist nicht so gut.
Sicherheitspolitik generell
1. Die NATO plant für den Ernstfall
Kyiv Independent, 4. Juni 2024
Woran man merkt, dass wir wieder im Kalten Krieg leben? Viele Dinge fühlen sich genau so an wie in der ersten Runde. Und zwar all die Dinge, die man nicht wirklich sieht. Die NATO organisiert sich zum Glück besser und vorausschauender als in den letzten Jahren. Dazu zählen auch konkrete Aufmarschrouten, um Bündnisgebiet zu verteidigen, falls Putin es angreift. Vier Routen nach Nord-, Ost- und Südeuropa mit passenden Anlandeplätzen sind jetzt konkret geplant für den Fall X.
2. Polen und Finnland kaufen Unmengen an Marschflugkörpern
The Aviationist, 29.5.2024
Es gab ein paar Waffensysteme, die immer irgendwie Herrschaftswissen, der Großmächte selbst waren. Marschflugkörper gehören dazu. Dass das aktuell heftig aufrüstende Polen “hunderte” JASSM-ER Cruise Missiles (Stealth Features, 1.000km Reichweite) kauft, ist ungewöhnlich. Dass Finnland direkt nachzieht, und den gleichen Lenkflugkörper-Typ beschafft, zeigt, dass (Nord)Osteuropa sich aktiv auf einen Konflikt mit Russland vorbereitet. Die gemeinsame Beschaffung des Stealth-Jägers F-35 integriert sich mit dem System. Aber: Da wird gerade richtig viel Geld ausgegeben. Zeitwende nicht nur bei uns.
Das war meine kurze Ukraine-Presseschau für heute. Bald folgt wieder das nächste Ukraine Update mit Neue Bellona. Wer diesen Newsletter weiterempfehlen mag: Sehr gerne.
Слава Україні!,